Das große Problem vor dem wir stehen, ist das die Individualität schon nach Unterzeichnung des Mitgliedsvertrages verloren geht. Häufig gibt es noch ein Eingangsgespräch und eine Kurzanamnese, mit der das Studio sich eigentlich mehr selbst absichert, dass für mögliche Folgeschäden weitere Haftung ausgeschlossen ist. Ab und zu folgt noch eine Körperfettmessung, da diese ja in den meisten Fällen reduziert werden soll und schon steht man ggf. nach einer kurzen Einweisung an den Geräten oder einer Kursempfehlung mitten im Studio. Dann entwickelt sich in vielen Fällen schnell eine gewisse Planlosigkeit.
Es wird wild drauf los trainiert, am besten noch von Gerät zu Gerät und die Pausen für nette Gespräche genutzt.
Was wir dabei nicht bemerken ist, dass eben dafür die Studios ausgestattet wurden. Wie ein Mäusezirkus in dem jeder möglichst viel alleine macht – oder ein Trainer möglichst viele Kunden gleichzeitig bindet – oder am besten wo kein Kunde überhaupt einen Trainer bindet – Denn der kostet dem Studio Geld!
Kurse dienen dazu möglichst viele Kunden durch nur einen Trainer zu binden, eigentlich nichts Verkehrtes. Nur eine Frage bleibt: Ist nur ein einziger Trainer im Stande eine Gruppe von 20 Teilnehmern aufwärts noch individuell zu betreuen? – Ich denke nicht!
Schauen wir hinter die Kulissen:
Es gibt immer weniger Trainer in den Studios, die eine Langzeitausbildung oder ein Studium vorweisen können. Wenn man genau schaut, sind die meisten Lizenzen über Wochenend-Workshop’s zu erlangen. Wie kann an einem Wochenende fundiertes Wissen übermittelt werden, welches jetzt auf die Mitglieder übertragen werden kann? Ein Wissen mit dem man dem Kunden in allen Lagen weiterhelfen kann.
Zu meiner Zeit haben viele Studios noch in die Weiterbildung Ihrer Trainer investiert, nur wurde dies in den letzten Jahren auch immer geringer. Die Konkurrenz der Studios ist viel zu groß und alle versuchen die Mitglieder mit tollen Versprechungen für sich zu gewinnen. Allein im Jahr 2016 haben über 10 große Fitnessstudios in Hamburg eröffnet,alles Studios, die sich nur über die Masse rentieren. Alles Studios, in denen die Individualität verloren geht. Leider alles welche, die sich den Fitness-Lifestyle zu nutze machen und über Sätze wie „work-hard“ den Mitgliedern vermittelt, das eben mehr auch mehr bringt. Das Lifestyle-posting auf Instagram und Facebook fügen das Übrige noch hinzu.
Wir sind in unser Gesellschaft so sehr von äußeren Reizen geprägt, dass uns das häufig fast fahrlässige Trainieren in den Fitnessstudios gleichgültig erschient.
Nehmen wir an wir kommen von einem 8 Std. Arbeitstag im Büro und gehen danach ins Fitnessstudio. Machen uns auf dem Ergometer oder einem Rudergerät warm, bevor wir uns ans Gerät setzten – Und wie soll es anderes sein, erstmal mit Übungen für die Brust starten. – Ist ja auch Montag, also das Wichtigste zu Beginn der Woche.
Was wir vergessen ist, dass u.a. die Gesäßmuskulatur durch das lange Sitzen absolut inaktiv ist, da die Hüfte niemals aufgerichtet wird.
Wir starten also mit einem WarmUp im Sitzen und dann ins Krafttraining mit einer Muskelpartie die ebenfalls während der Arbeitszeit verkürzt angesprochen wir. – Die Schulter wird sich langfristig bedanken!!!
Und warum passiert das Ganze?
Trainerausbildungen sind vom Inhalt her meist auf dem trainingswissenschaftlichen Stand der 80er Jahre, das heißt sie sind völlig veraltet! – Trainer die meist sehr viel Geld in Ihre Ausbildung investieren, finden wir immer seltener in klassischen Fitnessstudios, da die Dienstleistung nicht ausreichend honoriert werden können. D.h. die guten Trainer wandern auf lange Zeit meist ab!
Die zweite Komponente ist der Zeitfaktor. Welches Studio kann sich gerade in der hoch frequentierten Winterzeit den Trainermehraufwand für eine individuelle Betreuung erlauben, in der wir teilweise bis zu 50% mehr Kunden vor Ort sind? Wer schafft es dann noch eben diesen Kunden durch die ersten Trainings zu begleiten, damit sich eben keine Fehler einschleichen?
Eine Individualität kann einfach nicht gewährleistet werden, schon gar nicht wenn irgendwelche Beschwerden vorhanden sind!
Ich kann jedem nur raten sich hin und wieder einen Trainer zu leisten, oder sich gemeinsam in einer Kleingruppe einen Trainer zu teilen. So kann immer noch gewährleistet werden, dass man in der Masse nicht untergeht. Das Thema Bewegung, Ernährung, Erholung und vor allem das Bewusstsein kann optimal in den vorhandenen Alltag integriert werden um somit langfristigen Erfolg zu gewährleisten.
Autofahren haben wir schließlich auch bei EINEM Fahrlehrer gelernt und nicht auf dem Dom beim Autoscooter!